Discount-Zertifikate – Aktien mit Airbag

Viele Aktien sind teuer. Wer jetzt kauft, hat ein höheres Verlustrisiko. Discount-Zertifikate federn dieses Risiko ab. Wer solche Discounter nutzt, sollte das nicht ohne einen Berater tun

Anlegern, die Alternativen zu einem Festgeldkonto oder zu Bundesanleihen suchen, wird immer wieder empfohlen, möglichst breit gestreut, am besten in den MSCI-World-Aktienindex, zu investieren. So weit, so gut. Doch so ein Aktienpaket hat seinen Preis, denn das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) dieses Aktienkorbs be-trägt derzeit mehr als 22. Das bedeutet, dass der Anleger etwa 22 Jahre braucht, um den Kaufpreis für das Aktienpaket mit den Gewinnen, die die Unternehmen derzeit erzielen, auszugleichen.

Richtwert

Selbst wenn man davon ab-sieht, dass das KGV für eine Aktie je nach Branche unterschiedlich ausfällt, gilt ein Richtwert von durchschnittlich bis etwa 14 als angemessen oder interessant für einen Anleger. Bei Growth-Aktien, das sind Anteile an Unternehmen, die große Wachstumschancen haben, ist das KGV zumeist deutlich höher. Bei einem KGV von mehr als 20 sollte man genau hinschauen.

Discounter als Alternative

Wer angesichts der teilweise hohen Aktienkurse zögert, diese Wertpapiere direkt oder indirekt mit einem Fonds zu kaufen, kann das auch mit einem Sicherheits-abschlag in Gestalt eines sogenannten Discount-Zertifikats tun. Dabei kauft der Anleger eine Aktie oder einen Aktienkorb mit einem Abschlag auf deren gegen-wärtigen Kurs an der Börse. Im Gegenzug ist er dafür nur bis zu einer bestimmten Obergrenze (Cap) an der Wertentwicklung der Aktie beteiligt.

Beispiel

Das Discount-Zertifikat des Bankhauses HSBC Trinkaus & Burkhardt (ISIN DE000TT4TGL1) auf die Aktie der Deutschen Telekom kostet 14,33 Euro (9.4.2021). Die Telekom-Aktie selbst, hier spricht man vom sogenannten Basiswert, kostet zum gleichen Zeitpunkt 16,44 Euro. Das bedeutet einen Discount, also einen Preisabschlag, von 12,78 Prozent. Das Discount-Zertifikat wird am 27. August 2021 zur Rückzahlung fällig. Dann erhält der Anleger den aktuellen Wert der Telekom-Aktie ausgezahlt oder die Aktie direkt in sein Depot gestellt. Die Sache hat jedoch einen Haken. Der Anleger ist mit diesem Discount-Zertifikat nur bis zu einer Obergrenze (Cap) von 14,50 Euro an der Wertentwicklung der Aktie beteiligt. Sollte die Telekom-Aktie Ende August unverändert 16,44 Euro kosten, bekäme der Käufer des Discount-Zertifikats für seine 14,33 Euro, die er investiert hat, dann 14,50 Euro aus-gezahlt. Seine Rendite würde dann, um-gerechnet auf ein Jahr, 2,91 Prozent be-tragen. Bezogen auf die tatsächlich ver-bleibenden knapp acht Monate würde das ein Plus von 1,12 Prozent bedeuten.

Was wäre, wenn?

Solange die Telekom-Aktie am 27. August also mindestens 14,50 Euro kostet, erzielt der Anleger diese maximal mögliche Ren-dite. Erst ab einem Aktienkurs von etwa 16,63 Euro wäre er mit dem direkten Kauf der Aktie besser gefahren. Würde die Ak-tie zu diesem Zeitpunkt beispielsweise auf 14,50 Euro fallen, würde der Anleger immer noch einen Gewinn machen. In diesem Fall würde er die Aktie, die er zu 14,33 Euro über das Discount-Zertifikat gekauft hat, zum aktu ellen Kurs von dann 14,50 Euro in sein Depot eingebucht bekommen. Hier wird der Mehrwert deutlich, den das Discount-Zertifikat bietet. Hätte der Anleger die Aktie zum aktuellen Kurs von 16,44 Euro gekauft, würde das für ihn zum 27. August einen Verlust von 1,94 Euro pro Aktie bedeuten. Durch den Umweg über das Discount-Zertifikat ist der An-leger in diesem Fall, wenn der Kurs der Aktie also um 1,94 Euro fallen würde, im-mer noch mit 0,17 Euro pro Aktie in der Gewinnzone. Erst wenn die Aktie unter 14,33 Euro fallen würde, den Preis, zu dem der Anleger das Zertifikat gekauft hat, würde er in die Verlustzone rutschen. Aber auch hier wäre der Verlust geringer als bei einem direkten Kauf der Aktie. Zusätzlich können Anleger ihre Dis-count-Zertifikate selbst noch weiter ab-sichern. Denn bei den meisten Banken können Anleger auch Positionen in Dis-count-Zertifikaten durch eine sogenannte Trailing-Stop-Verkaufsorder absichern.

Warum gibt es die Aktie so billig?

Unter dem Strich bleibt die Frage, wie es möglich ist, eine Aktie günstiger als an der Börse gehandelt zu kaufen. Schließlich hat niemand – und schon gar nicht eine Bank – etwas zu verschenken.

Optionsprämie

Die Antwort ist ein-fach. Der Emittent des Discount-Zertifikats – in unserem Beispiel das Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt – verkauft an der Börse eine sogenannte Kaufoption auf die Telekom-Aktie (Call). Die gibt dem Käufer das Recht, die Aktie am 27. August 2021 von der Bank zu 14,50 Euro zu kaufen. Der Käufer der Option erwartet also einen steigenden Aktienkurs und sichert sich so die Möglichkeit, die Aktie preiswert zu kaufen. Diese Kaufoption gibt es allerdings nicht für umsonst. Der Käufer muss dafür eine Optionsprämie an die Bank zahlen, und die fällt umso höher aus, je stärker die Märkte schwanken. Die vereinnahmte Optionsprämie plus die erwartete Divi-dende ermöglichen dann den Discount, also den Preisabschlag, auf den tatsächlichen Aktienkurs. Notiert die Aktie unterhalb des Aus-übungspreises/Cap – in unserem Beispiel 14,50 Euro – wird der Inhaber die Kauf-option nicht ausüben, und der Call verfällt. Die Aktie wird dann in das Depot des Anlegers eingebucht. Risiken Durch den Preisabschlag auf den Aktienkurs reduziert sich für Anleger das Marktrisiko. Hinzu kommt, dass diese Papiere meist mit Laufzeiten von sechs bis neun Monaten angeboten werden, sodass dieses Risiko überschaubar bleibt. Dafür sollten Anleger das Emittentenrisiko im Auge behalten. Denn bei Zertifikaten handelt es sich juristisch um In haberschuldverschreibungen. Geht die Bank, die das Zertifikat emittiert, pleite, wie etwa 2008 Lehman Brothers, ist ein Total verlust für den Anleger möglich.

Gewinn/Verlust – vier mögliche Szenarien

1 Laufzeitende – Aktie notiert über dem Cap
Der Anleger erhält den vor­ab festgelegten Höchstbe­trag (Cap) zurückgezahlt und realisiert die maximale Rendite. An dem zusätz­lichen Kursgewinn der Aktie ist er nicht beteiligt.

2 Laufzeitende – Aktienkurs entspricht Cap
Auch in diesem Fall erhält der Käufer des Zertifikats den vorab festgelegten Höchstbetrag (Cap) zu­rückgezahlt und realisiert die maximale Rendite.

3 Laufzeitende – Aktie notiert unter dem Cap
Notiert die Aktie zum Lauf­zeitende des Zertifikats zum Beispiel bei 95 Prozent des vorab festgelegten Höchstbetrags, wird dem Anleger die Aktie in sein Wertpapierdepot gebucht. Die Rendite, die er auf die­se Weise erzielt, ist durch den Preis abschlag jedoch höher, als wenn er die Aktie direkt gekauft hätte.

4 Laufzeitende – Aktie unter dem Zertifikatspreis
Fällt der Kurs der Aktie zum Laufzeitende des Discount­-Zertifikats, bedeutet das für den Anleger einen Verlust. Der fällt jedoch geringer aus, als wenn er die Aktie direkt gekauft hätte, da das Zertifikat preiswerter war als die Aktie zum Zeitpunkt des Kaufs. Der Anleger be­kommt die Aktie ins Depot gebucht. Damit hat er die Möglichkeit, von künftigen Dividenden und etwaigen Kurssteigerungen in der Zukunft zu profitieren. Um­gekehrt sind Verluste nicht ausgeschlossen.

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