Was bringt der digitale Euro?

Seit einiger Zeit ist immer öfter von einem digitalen Euro die Rede. Doch was versteht man darunter, und was steckt dahinter? Wir haben Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Bundesbank, gefragt

Was versteht man überhaupt unter einem digitalen Euro? Was soll das sein, und wer könnte davon profitieren?

 

Ein digitaler Euro könnte von der breiten Bevölkerung in ähn licher Weise genutzt werden wie das Euro bargeld – nur eben in virtueller Form. Wie mit Bargeld könnte man mit ihm jederzeit bezahlen. Gespeichert werden könnte er dafür zum Beispiel in einer Wallet auf dem Smartphone. Neben Bargeld würde das Eurosystem – das heißt die Europäische Zentralbank gemeinsam mit der Bun-desbank und den weiteren nationalen Zentralbanken des Euroraums – Privat-personen auf diese Weise eine zusätz-liche Form von Zen tralbankgeld (Anm. d. Red.: Erklärung rechts im Kasten) zur Verfügung stellen. Der digitale Euro könnte schnell, einfach und sicher ver-wendet werden, zum Beispiel für das Bezahlen im Internet.

Wann wird dieses Geld überhaupt verfügbar sein?

 

Eine Entscheidung über die Einführung eines digitalen Euro wurde noch nicht getroffen. Im Okto-ber wird zunächst eine zweijährige Untersuchungsphase zum digitalen Euro starten.

Warum braucht man einen digitalen Euro eigentlich? Welchen Mehrwert würde das neue Geld gegenüber dem Euro bieten, wie wir ihn kennen?

 

Einige Bürgerinnen und Bürger sollten auch in einer digitalen Welt weiterhin Zugang zu Zentralbankgeld haben. Derzeit ist es für sie aus-schließlich in Form von Bargeld verfüg-bar. Mit einem digitalen Euro könnten Privatpersonen zum Beispiel ihre Zah-lungen im zunehmenden Onlinehandel abwickeln, ohne ihre Daten mit dritten Anbietern zu teilen und ohne Abstriche bei Stabilität, Sicherheit und Vertrauen machen zu müssen.

 

Gibt es solche Pläne für digitales Geld auch in anderen Währungszonen?

 

Mit unseren Überlegungen im Euro-system sind wir nicht allein. Derzeit beschäftigen sich weltweit rund achtzig Zentralbanken intensiv mit digitalen Währungen.

Was ist der Unterschied zum elektronischen Giralgeld, also den Guthaben auf unseren Bankkonten?

Der digitale Euro wäre Zentralbankgeld und damit wie Bargeld absolut ausfallsicher. Gut-haben auf Konten bei Geschäftsbanken, also Giralgeld, stellt hingegen eine Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kontoinhaber dar (Anm. d. Red.: Die Giralgeldeinlagen der Bankkunden werden durch das gesetzliche System der Einlagensicherung abgesichert). Ob der digitale Euro – genau wie Bargeld – den Status eines gesetzlichen Zahlungs-mittels erhalten kann und soll, wird derzeit übrigens noch untersucht.


Für den Laien ist es nicht ganz einfach, das Verhältnis von digitalem Euro und Bargeld zu verstehen. Wird es künftig kein Bargeld mehr geben?

Das Euro system hat deutlich gemacht, dass ein digitaler Euro, wenn er denn tatsächlich eingeführt wird, das Bargeld ergänzen, es aber keinesfalls ersetzen soll. Das Eurosystem wird weiterhin Bar-geld zur Verfügung stellen. Die Bürge-rinnen und Bürger haben die Freiheit zu entscheiden, wie sie zahlen möchten.

Worin besteht der Unterschied zu Kryptowährungen wie dem Bitcoin? Dabei handelt es sich schließlich auch um digitales Geld – oder?

Bitcoins und andere sogenannte Krypto-Token sind keine Währung, sondern eher ein Spekulationsobjekt – noch dazu eines, das sehr stark im Wert schwankt und damit dem Risiko eines Totalverlusts ausgesetzt ist. Damit erfüllen Bitcoins nicht die Grundfunktion von Geld. Ein digitaler Euro wäre – wie Bargeld – Zentralbankgeld und genauso wertstabil und sicher, wie es der Euro heute ist.

Woher kommt das elektronische Geld überhaupt?

Ich gehe davon aus, dass Sie mit elektronischem Geld den digitalen Euro meinen. Für die Ausgabe eines digitalen Euro kämen verschiedene Möglichkeiten infrage, über die derzeit diskutiert wird. Wie ein digitaler Euro dann in der Praxis in Umlauf gebracht und zur Verfügung gestellt würde, ist derzeit aber noch offen.

Wird der digitale Euro aufgrund der Sicherheit, die er repräsentiert, einen anderen Wert haben als der Euro? Werden wir also dann zwei unterschiedliche Währungen haben?

Ein digitaler Euro hätte den gleichen Wert wie der herkömmliche Euro, sei es als Münze oder Geldschein. Es würde sich um die gleiche Währung handeln, nur in unterschiedlicher Form: einmal digital und einmal analog.

Oft wird von einer begrenzten Menge von etwa 3 000 (digitalen) Euro gesprochen, über die private Haus-halte verfügen können. Wozu diese Limitierung?

Für die Ausgestaltung eines digitalen Euro gibt es verschie-dene Möglichkeiten, die in den kommenden zwei Jahren im Rahmen eines groß angelegten Projekts des Euro-systems untersucht werden. Ob – und wenn ja, in welcher Höhe – wir so eine Begrenzung je Haushalt einführen, ist noch nicht entschieden. Grundsätzlich sollte eine solche mögliche Obergrenze dafür sorgen, dass ein digitaler Euro nur als Zahlungsmittel und nicht für die Wertaufbewahrung genutzt wird. Denn andernfalls könnten in großem Stil Bankguthaben in digitale Euro umgeschichtet werden, was negative Auswirkungen auf die Stabilität des Finanzsystems haben könnte.

Guter Rat Finance, powered by Broza Finanzpartner

zurück zur News-Übersicht