Finanztipp Nr. 3 – Geldanlage mit Nullzinseffekt? So entkommen Sie der Niedrigzinsfalle.

Heute spricht Markus Frank Broza mit Prof. Dr. Bohl, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Monetäre Ökonomie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Herr Broza:
Der Kapitalanleger befindet sich in einer historischen Niedrigzinsphase. Ein Ende dieser Situation ist nach Auffassung zahlreicher Exper-ten nicht absehbar. Kann die Investition in Aktien zur Abschöpfung der seit Jahren stetig steigen-den Dividendenausschüttungen eine sinnvolle Alternative für den Privatanleger darstellen?

Prof. Dr. Bohl:
Aktien sind für Privatanleger eine sinnvolle Ergänzung ihres Portfolios, da sie einen Beitrag zur Portfoliodiversifikation und damit Risiko-reduzierung leisten. Ferner stellen Aktieninvestitionen einen Renditetreiber für Portfolios dar. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Aktien eine risikoreiche Anlageklasse darstellen. Gerade junge Anleger und Anleger mittleren Alters sollten Aktien als Portfoliobestandteil halten, da sie Aktienmarkt-zusammenbrüche aussitzen können. Demgegenüber sollten ältere Anleger mit Aktieninvestitionen zurück-haltender sein, da bis zur Verfügbarkeit für die finan-zielle Altersvorsorge weniger Zeit verbleibt. Gegen Ende des Anlagehorizonts sollten sicherer, wenn auch niedriger verzinste Anlagen bevorzugt werden.

Herr Broza:
Einzelne Aktien zu kaufen, ist vie-len Anlegern oftmals zu risikoreich. Banken ra-ten dann häufig zu aktiv gemanagten Fonds. Ist dies Ihrer Ansicht nach sinnvoll?

Prof. Dr. Bohl:
Aktiv gemanagte Aktienfonds bieten zwar gegenüber der Anlage in einzelne Aktien einen Diversifikationsvorteil, bürden dem Privatan-leger aber erhebliche Kosten auf und erwirtschaf-ten letztendlich nur die Marktrendite. Selbst wenn dem Privatanleger der Ausgabeaufschlag nicht be-lastet wird, so sind es insbesondere die laufenden jährlichen Kosten die das Anlageergebnis deutlich drücken. Das Tückische an diesen Verwaltungskos-ten ist ihre Permanenz. Mit nur wenigen Prozent pro Jahr muten sie geringfügig an, besitzen aber durch einen Zinseszinseffekt einen großen Einfluss auf das Endvermögen. Das oft vorgebrachte Argument der Banken, die hohen Kosten durch die Erwirtschaftung höherer Renditen gegenüber dem Markt, kann nicht eingehalten werden, da auch professionelle Kapital-anleger Märkte nicht systematisch schlagen können.

Herr Broza:
Wenn diese hohen Fondsgebüh-ren quasi die Dividenden wieder auffressen, macht das für den Anleger wenig Sinn. Gibt es gute Alternativen?

Prof. Dr. Bohl:
Ja, die gibt es. Der Markt für passive Produkte bietet eine Vielzahl von Exchange Traded Funds, die sogenannten ETFs, an. Aktien ETFs bilden Indizes nach und erwirtschaften die Marktren-dite. Ferner besitzen sie den oben angesprochenen Diversifikationsvorteil gegenüber einer Einzelanlage. Im Unterschied zu aktiven Investmentfonds sind sie deutlich kostengünstiger, sodass die Marktrendite nicht durch erhöhte Fondskosten aufgezehrt wird. Das häufig angeführte Argument, ETFs liefern ledig-lich die Marktrendite während aktive Aktienfonds den Markt outperformen, ist nicht stichhaltig.

Herr Broza:
Sind denn diese ETFs auch für den Privatanleger erhältlich oder sind die nur den Banken vorbehalten?

Prof. Dr. Bohl:
Es gibt mittlerweile eine Viel-zahl von ETFs, die den Privatanlegern über die Inter-netplattformen von Direktbanken und ausgewählten Finanzberatern zur Verfügung stehen. Nahezu jeder Aktienindex ist durch einen ETF abbildbar, sodass An-leger ihren Anlagepräferenzen entsprechend in ein weit diversifiziertes Portfolio international investieren können. Von einer Anlage ohne spezielle Kenntnisse zu den Eigenschaften von ETFs ist jedoch abzuraten. Die Vorteile von ETFs gegenüber aktiven Fonds wer-den dadurch aber nicht eingeschränkt.

Herr Broza:
Die Devise heißt also: Risiken mi-nimieren und in Dividendentitel investieren. Mit ETFs ist dies kostengünstig möglich. Herr Prof. Dr. Bohl, vielen Dank für das Gespräch.

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