Bestandsimmobilie kaufen

Wer richtig suchet, der findet

Gleich vorweg: Ein paar Abstriche muss fast jeder Eigenheimjäger machen, der gerade in Ballungsgebieten sucht und nicht eben ein Milliönchen geerbt hat. Dieses Wissen mag ernüchtern, es hilft aber auch, sich auf Kompromisse einzulassen und fokussierter zu suchen. Die Berliner Makler Dirk Wohltorf und Christopher Zebitz verraten, mit welchen cleveren Strategien man dem Glück ordentlich auf die Sprünge hilft.

Andere ins Boot holen

Sie suchen ein Haus? Lassen Sie das die ganze Welt wissen! Bekannte, ob die etwas von einem Verkauf gehört haben. “Mundpropaganda ist ein Riesending bei der Immobiliensuche”, weiß Christopher Zebitz. Trauen Sie sich auch, Leute in Ihrer Wunschwohngegend anzusprechen: Vielleicht gibt es ältere Nachbarn, die schon länger darüber nachdenken, das Eigenheim gegen eine kleinere Wohnung zu tauschen und durch Ihre Anfrage den entscheidenden Anstoß bekommen, so Zebitz: “Viele Verkäufer wollen gar nicht mit Maklern zusammenarbeiten, sondern lieber privat verkaufen”.

TIPP Interesse zeigen, ohne aufdringlich zu sein – vergessen Sie nicht, dass der erste Eindruck zählt.

Auf viele Pferde setzen

Inzwischen konzentrieren sich viele Suchende nur noch auf große Online-Immobilienportale wie Immoscout24 oder Immowelt. Aber: “Die Chancen, dort ein schönes Haus zu einem guten Preis zu finden, stehen schlecht«, sagt Dirk Wohltorf. Denn nicht selten bieten Maklerbüros hier nur ihre Restbestände an, und die Preise sind unverhältnismäßig hoch. Besser: Kombinieren Sie verschiedene Suchstrategien. Nutzen Sie die Schwarmintelligenz Ihres Bekanntenkreises, wenden Sie sich an gleich mehrere erfahrene Makler, schalten Sie nett formulierte Gesuche bei eBay-Kleinanzeigen und in der Zeitung. Auch im Jahr 2022 ist das Internet nicht immer erstes und einziges Mittel der Wahl.

TIPP Wenn schon im Netz, sollte man sich an kleine, unbekanntere Portale wie ivd24immobilien.de halten – da gibt es weniger, aber attraktivere Angebote.

Vormarkt nutzen

Wenn Sie sich entscheiden, Makler zu beauftragen, nehmen Sie sich etwas Zeit, die richtigen zu finden: »Es ist schade, dass sich jeder Makler nennen darf – ohne Sach- und Fachkunde-Nachweis«, findet Dirk Wohltorf. »Aber wenn jemand schon 10, 20 Jahre in der Branche arbeitet, sich auf Ihre Wunschgegend spezia lisiert hat und Mitglied im Immobilienverband Deutschland ist, sind das schon mal gute Zeichen.« Die Makler haben, auch wenn sie nicht exklusiv für einen Klienten suchen, doch zumindest eine Kundendatenbank, in die Sie sich mit Ihren Wünschen aufnehmen lassen können. Bekommen die Büros passende neue Hausangebote, erfahren Sie davon, bevor das Objekt öffentlich beworben wird. Der Vorteil dieses sogenannten Vormarkts liegt auf der Hand: Vielleicht können Sie gleich einen der ersten Besichtigungstermine abgreifen und haben schon einen Fuß in der Tür, bevor massenhaft Mitbewerber auftauchen.

TIPP Kein Zögern und Zaudern: Warten Sie bei attraktiven Angeboten nicht, bis Sie bequem am Wochenende besichtigen können.

Präsenz zeigen

Ein weiterer Tipp für die Zusammenarbeit mit Immobilienvermittlern: Sorgen Sie dafür, dass die Makler sich an Sie erinnern. »Wer, statt nur eine E-Mail mit Infos zu schicken, persönlich zu mir ins Büro kommt und bei einer Tasse Kaffee erklärt, was er sich unter einem Traumhaus vorstellt, bleibt mir einfach besser im Gedächtnis«, so Wohltorf. »Und an diese Kunden denke ich als Erstes, wenn was passendes Neues reinkommt.« Dazu gehört auch, immer mal wieder beim Makler nachzufragen, weiter Interesse zu bekunden. Oder, wie Wohltorf es formuliert, »positiv auffällig« zu sein.

TIPP Die Maklerprovision, oft 3,57 % des Kaufpreises, fällt nur an, wenn Sie das Haus wirklich kaufen.

Gut vorbereiten

Vor der Besichtigung Ihres Traumhauses fallen Hausauf­gaben an. Erstens: Lernen Sie, Mängel richtig einzuschätzen. Lesen Sie sich an, was etwa Risse in der Wand bedeuten können oder ein feuchter Keller, wie viel eine neue Hei­zung kostet oder die Beseiti­gung asbesthaltiger Baustof­fe. »Wenn ich guten Gefühls ein Haus kaufen will, muss ich wissen, worauf ich mich ein­lasse«, betont Christopher Zebitz. Seiner Ansicht nach zögern Interessenten im ent­scheidenden Moment oft zu lange, weil sie nicht gut infor­miert sind. Zweitens: Regeln Sie vorab Ihre Finanzierung, soweit es geht; ein Kapital­nachweis kann schon beim ersten Interesse am Haus för­derlich sein. Wünschen Sie sich eine Zweitbesichtigung mit einem Baugutachter, suchen Sie sich diesen schon vorab und klären Sie, wie schnell er verfügbar ist.

Fix, aber bedacht sein

Ein Haus hat Sie bei der ers­ten Besichtigung wirklich be­geistert? Nehmen Sie sich unbedingt die Zeit, die Umge­bung zu erkunden. Wie viel Lärm macht die nahe Straße zur Rushhour? Kommt man gut zu Fuß zur nächsten Hal­testelle und zum Supermarkt? Welchen Eindruck macht die Nachbarschaft auf Sie? »Die Lage der Immobilie ist wirk­lich extrem wichtig, denn an der kann man, anders als am Haus selbst, nichts ändern«, sagt Zebitz. Ist das Thema ab­gesegnet, preschen Sie vor: Geben Sie mir als Makler das Gefühl, dass Sie dieses Haus wirklich wollen. Seien Sie hinterher, leiten Sie zügig eine Zweitbesichtigung mit Gutachter in die Wege«, rät Dirk Wohltorf. “Am Ende ent­scheidet sich der Verkäufer meist für denjenigen, der am schnellsten die Zahlung des Kaufpreises sicherstellen und den Notar beauftragen kann.”

TIPP Aber: Lassen Sie sich nie von Makler oder Verkäufer drängen. Will man Ihnen etwa die Begehung mit dem Gutachter ausreden oder lässt Ihnen keine Zeit, den Kaufvertrag zu prüfen – Finger weg!

Gekonnt verhandeln

Es ist ein Mythos, dass der Preis für ein Haus immer viel zu hoch angesetzt ist. »Im hei­ßen Markt gilt generell: nicht ohne Begründung runterhan­deln«, sind sich die Makler einig. »Wenn der Preis markt­gerecht ist, zahlen Sie ihn ein­fach, wenn Sie können«, so Wohltorf. Etwas anderes ist es natürlich, wenn es gute Argumente für die Nachver­handlung gibt, die sich etwa bei der Zweitbesichtigung mit dem Gutachter ergeben. Dann überschlagen Sie die Sanie­rungskosten schon einmal und legen dem Verkäufer Ihre Kalkulation zusammen mit dem Gegenangebot vor.

TIPP Ist der Kaufpreis für ein Objekt viel zu hoch angesetzt, wird Sie auch Ihre Bank warnen. Denn die finanziert keine überteuerte Schrottimmobilie.

Nicht verzagen

Das richtige Haus zu finden dauert gern auch mal an­derthalb Jahre. Trotzdem kann man sich nach einigen erfolglosen Monaten fragen, woran es liegt: Haben Sie von Anfang an zu viel kate­gorisch ausgeschlossen? “Vergrößern Sie Ihren Such­radius um ein paar Kilome­ter. Vielleicht reicht auch eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenendhaus – viele Leute unterschätzen, wie viel Arbeit ein frei stehendes Einfamilienhaus mit gro­ßem Garten macht”, rät Wohltorf Langzeitsuchen­den. Legen Sie mit der Er­fahrung aus einigen Besich­tigungen eine neue Check­liste an: Was ist für Sie wei­ter ein Muss, was nun ein Kann? Oft verändern sich die Ansprüche, wenn man ein realistisches Bild von der Marktlage hat. “Die Eier le­gende Wollmilchsau gibt es leider nicht”, so der Makler. “Lassen Sie sich trotzdem nicht auf Notkäufe ein: Ir­gendwann wird Ihre große Chance kommen”.

TIPP Möglich ist aber auch, dass Sie ein Neubau glücklicher macht als Altbestand.

 

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