Das große Inflations-ABC

Was ist eine Inflation, und was sind die Ursachen? Wie kann man sich dagegen schützen? Ein Blick zurück in die Geschichte ist bei der Beantwortung der Fragen hilfreich.

Im Jahresdurchschnitt hatten die Prei­se 2021 um 3,1 Prozent zugelegt. Das ist der höchste Wert seit 1993. Tendenz steigend, denn im Januar betrug die In­flationsrate bezogen auf das Preisniveau im Vorjahresmonat 4,9 Prozent. Wer ist betroffen, und wer profitiert von einem Kaufkraftverlust der Währung? Was pas­siert eigentlich bei einer Inflation? Was sind die Ursachen? Wir haben für Sie die wichtigsten Stichwörter aufgegriffen.

Was ist eine Inflation?

Bei einer Inflation kommt es zu einem Kauf­kraftverlust vor allem bei Ersparnissen, Löhnen und Renten. Der Maßstab, an dem eine Inflation gemessen wird, ist der Preis­anstieg bezogen auf einen bestimmten Wa­renkorb. Die Preisentwicklung in Deutsch­land wird dabei durch den Verbraucher­preisindex (VPI) ausgedrückt. Im euro­päischen Vergleich wird außerdem noch ein harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) ermittelt, der einen internationalen Vergleich ermöglicht.

Was sind die Ursachen?

Die Tatsache, dass die Inflation anhand des Preisanstiegs gemessen wird, führt weitläufig zu der Meinung, dass Preisstei­gerungen die Ursache für eine Inflation sind. So sehen das tatsächlich auch viele Ökonomen. Andere teilen diese Meinung nicht. Denn ein Preisanstieg setzt eigent­lich voraus, dass die Wirtschaft boomt, Unternehmen investieren und die Nach­frage nach Gütern und Dienstleistungen kaum befriedigt werden kann. Die Wirt­schaft droht sogar zu überhitzen. Ein Blick zurück in das Jahr 1923 zeigt jedoch, dass die massiv steigenden Preise in dieser Zeit nicht das Ergebnis einer boo­menden Wirtschaft waren. Während das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 13 Prozent sank, kam es zu einer Hyper­inflation. Die Ursache für die Inflation war also nicht die hohe Nachfrage nach Gü­tern und Dienstleistungen. Eine Erklärung für dieses Phänomen liefert die Bundesbank. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, so heißt es auf ihrer Internetseite, hatte die Regierung immer mehr Kredite bei der Reichsbank aufgenommen. Dadurch brachte die Reichsbank mehr Geld in Umlauf, ohne dass das Güterangebot in Deutschland im gleichen Maße wuchs. Das Geld verlor an Wert. Ende 1923 folgte eine Währungs­reform. Die Mark wurde durch die Ren­tenmark abgelöst. »Am meisten profitier­te davon der Staat: Die gesamten deut­schen Kriegsschulden in Höhe von 154 Milliarden Mark beliefen sich am Tag der Einführung der Rentenmark auf gerade einmal 15,4 Pfennige.«

Was kann man dagegen tun?

So wie die Geldpolitik den Ausgangs­punkt für eine Inflation bildet, so ist es auch an der Geldpolitik, die davonlaufen­den Preise wieder einzufangen. Üblicher­weise erhöhen Zentralbanken die Leit­zinsen und machen dadurch Geld und damit wiederum Investitionen teurer. Auf diese Weise drosseln sie die Nachfrage und damit den Preisauftrieb. Höhere Zinsen führen allerdings auch dazu, dass Kreditnehmer mit hohen Schulden bereits durch geringe Zinserhö­hungen Gefahr laufen, zahlungsunfähig zu werden. Im Euroraum könnte das ak­tuell für einzelne Staaten wie z. B. Italien oder Griechenland gefährlich werden. Die Zahlungsunfähigkeit eines Staates im Euro raum würde wiederum die gemein­same Währung gefährden.

Was ist mit meinem Geld?

Die reflexartige Antwort auf diese Frage lautet: Investieren Sie in Sachwerte. Ge­meint sind Edelmetalle, Immobilien und Aktien. Abgesehen davon, dass diese so­ genannten sicheren Hä­fen keinen hundertpro­zentigen Schutz bieten können, haben sie zwei Schwachpunkte: Erstens, Kleinspa­rer und Durchschnitts­haushalte können vor dem Hintergrund der hohen Immobilienprei­se oft nicht mehr das notwendige Eigenkapi­tal aufbringen, um z. B. für eine Eigentums­wohnung die Finanzie­rung zu bekommen. Andere, risikoaverse Sparer fühlen sich mit einer Aktienanlage an der Börse überfordert. Zweitens, für Verbraucher, die in der Vergangenheit mit einem Tages­ oder Festgeldkonto meist einen Liquiditäts­puffer vorgehalten haben, sind solche langfristigen Investitionen ungeeignet. Für sie bieten sich eher inflationsge­schützte Bundesanleihen oder günstige ETFs zu diesem Zweck an, die in solche Anleihen breiter gestreut investieren.

Was ist mit Renten & Löhnen?

Anders als bei der Frage, wie man seine Ersparnisse vor einem Kaufkraftverlust schützt, haben Angestellte, Selbstständi­ge oder Rentner kaum eine Möglichkeit, auf die Folgen von steigenden Preisen aktiv zu reagieren. So sind z. B. die Real­löhne (Nettolohnsteigerung minus Infla­tionsrate) im vergangenen Jahr dann auch leicht gesunken. Hier sind die Ar­beitnehmervertreter in den Unternehmen gefragt, einen angemessenen Ausgleich für die Teuerung einzufordern. Dabei soll­te man allerdings auch wissen, dass Lohn­steigerungen zu einer Lohn­Preis­Spirale führen, die die Inflation beschleunigt. Rentner haben praktisch keine Mög­lichkeit, auf den Kaufkraftverlust ihrer ge­setzlichen Renten aktiv zu reagieren. Ihre Höhe folgt mit etwas zeitlichem Verzug der Entwicklung des Lohnniveaus. Anders sieht es bei privaten oder betrieblichen Renten aus. Hier wird lediglich ein nomi­naler Betrag garantiert, dessen Kaufkraft bei steigender Inflation sinkt.

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