Was? Wann? Wie? Wer? Wie Kunden mit Finanzen umgehen

In den 1970er-Jahren begann mit »Wer? Wie? Was?« ein Abzählreim in einer beliebten Kinderserie. Heute scheint die Formel »Was?«, »Wie?« und »Wer?« die wesentlichen Fragen von Finanzkunden in Deutschland zusammenzufassen

Was soll ich tun? Geldanlage, Vorsorge oder Immobilien­finanzierung waren – so­wohl aus Kundensicht als auch aus Anbietersicht – sauber getrenn­te Themen, die man mit verschiedenen Beraterinnen oder Beratern besprach. Für jedes dieser Themen gab es in der Vergan­genheit einen vermeintlich richtigen Zeit­punkt im Leben.

Vorsorge? Zum Berufsstart: Allzu viel wollte man sich ohnedies nicht damit be­schäftigen – und wenn, dann mit einer steuerbegünstigten und attraktiv verzins­ten Lebensversicherung. Vorsorge war schon immer ein Thema, das Kunden mit Freude in die Zukunft verschoben.

Immobilienfinanzierung? Wenn die Familie größer geworden ist: Immobilien waren für große Schichten der Bevölke­rung ein realistischer Traum, nicht selten gefolgt von einer kleinen Eigentumswoh­nung, die vermietet wurde oder in der die Kinder ein erstes Zuhause fanden.

Geldanlage? Wenn man »aus dem Gröbsten raus« ist: oft mit hohem Sicher­heitsdenken und Heimatverbundenheit, die sich in Bundesanleihen oder Aktien von deutschen Großunternehmen wie­derfanden. Im Vergleich mit den Ameri­kanern oder Briten waren die Deutschen immer eher Sparer und weniger Anleger. Die vielen Versuche, den Deutschen das Thema Aktien schmackhafter zu machen, wurden am Ende durch Angst oder Ent­täuschungen ausgebremst. Im Rückspiegel betrachtet sieht dieser Ablauf eigentlich ganz einfach aus. Man wusste »Was«, und man wusste auch » Wann«. Anbieter waren klar voneinan­der abgegrenzt. Vorsorge machte man mit einer Versicherung oder einem Versiche­rungsmakler, Immobilienfinanzierung klärte man häufig mit einer Bauspar­kasse – oder mit einer Bank – und Geld­anlage so gut wie immer mit einer Bank oder einem Anlageberater. Das »Wer?« war also auch klar. Und das »Wer?« be­stimmte dann auch das »Wie?«. Anbieter hatten noch vor 25 Jahren eine kate­gorisch andere Bedeutung für ihre Kun­den, denn Zugänge zu Informationen und zu Produkten waren privilegiert. Das » Wie?« wurde also im Wesentlichen vom An bieter vorgegeben.

» Wann«. Anbieter waren klar voneinan­der abgegrenzt. Vorsorge machte man mit einer Versicherung oder einem Versiche­rungsmakler, Immobilienfinanzierung klärte man häufig mit einer Bauspar­kasse – oder mit einer Bank – und Geld­anlage so gut wie immer mit einer Bank oder einem Anlageberater. Das »Wer?« war also auch klar. Und das »Wer?« be­stimmte dann auch das »Wie?«. Anbieter hatten noch vor 25 Jahren eine kate­gorisch andere Bedeutung für ihre Kun­den, denn Zugänge zu Informationen und zu Produkten waren privilegiert. Das
» Wie?« wurde also im Wesentlichen vom An bieter vorgegeben.

Kunden sind selbstbewusster 

Die letzten zwei Jahrzehnte haben dieses Gefüge komplett auf den Kopf gestellt. Kunden haben nun einfachen Zugang zu Informationen und Produkten. Die meis­ten Aussagen, die Anbieter in einem Bera­tungsgespräch treffen, können Kunden sofort und kostenlos überprüfen. Sie zü­cken ihr Handy und befragen Google. Mit diesen Änderungen wurden Beraterinnen und Berater viel mehr zum Problemlöser als zum Informationsmonopolisten. Ganz und gar für alle Seiten eine gute Entwick­lung – wertet sie doch das Verhältnis zwi­schen Kunden und Beratern massiv auf. Mit Blick auf die Fragen »Was?« und Wie?« ist diese Entwicklung jedoch auch notwendig geworden. Die Entwicklungen in den letzten zwei Jahrzehnten haben die Beantwortung ebendieser Fragen erheb­lich schwieriger gemacht. Die einzelnen Beratungsthemen sind nicht mehr klar voneinander abgrenzbar. Was als Vorsor­gediskussion beginnt, nimmt heute häu­fig einen Umweg über ein Gespräch zum Thema Geldanlage, um dann am Ende möglicherweise bei einer Baufinanzie­rungsberatung herauszukommen. Dazu ist jedes einzelne Thema noch mal deut­lich komplexer geworden. Aktienmärkte drehen sich schneller, Vorsorge ist durch fehlende Zinsen einerseits und staatliche Förderungen andererseits auch komple­xer geworden – und Baufinanzierung bewegt sich im Spannungsfeld zwischen attraktiven niedrigen Zinsen und rasant steigenden Objektpreisen.
Frageverhalten Diese Spannungs­felder zeigen sich in der Analyse der Such­anfragen bei WhoFinance, Deutschlands größtem Marktplatz für Finanzberatung. Baufinanzierung, Geldanlage und Vor­sorge dominieren die Suchanfragen – ins­gesamt fallen gut 70 Prozent der Suchen auf diese drei Themen. Ganz besonders hat die Baufinanzierung die Aufmerksam­keit der Kunden gewonnen. 41,1 Prozent der Suchen drehen sich um die Finanzie­rung der eigenen vier Wände. Die Such­anfragen sind ein Gradmesser für die Entwicklung der Kundenwünsche – denn sie zeigen, was Kunden in den nächsten Monaten abschließen möchten.
Beratungsbedarf Die massiv gestie­gene Gesamtzahl der Suchanfragen bei WhoFinance zeigt vor allem eines: Für komplexe Themen benötigen Kunden nach wie vor eine Beratung. Trotz der Ver­fügbarkeit von Informationen und auch trotz der Neigung zu »Do it yourself« ge­stattet es die Komplexität dem Kunden nicht, die Fragen »Was?« und »Wie?« allein sicher zu beantworten. Die Aus­wirkungen einer Fehlentscheidung wären fatal. Umso mehr bleibt also die Frage Wer?« als sinnvoller Weg zur Lösung. Kunden haben bei ihren Recherchen im Netz mehr Erfolg bei der Suche nach der passenden Beratung als bei der Suche nach dem passenden Produkt.
Neue digitale Lösungen Die Fragen nach »Was? Wann? Wie? Wer?« spielen also immer noch eine erhebliche Rolle – nur dass Kunden die Antworten darauf vor allem digital su­chen. Mit dem Einzug der Digitalisierung ist mitnichten die Notwendigkeit zur Be­ratung verschwunden. Ganz im Gegen­teil. Kunden und Anbieter nutzen heute digitale Helfer, um Beratung einfacher und schneller zu machen. Instrumente wie Videoberatung und Apps haben in Co rona­Zeiten einen Aufschwung erlebt. Diese Instrumente sind jedoch auch jen­seits von Kontaktbeschränkungen sinn­volle Mittel, um miteinander verbunden zu bleiben. Beratungsprozesse können besser in einzelne Schritte aufgeteilt wer­den, wenn man Videoberatung nutzt. Kunden bleiben durch Apps, die Anbieter bereitstellen, besser auf dem Laufenden. Diese Veränderungen nehmen den Druck von einem einzelnen Beratungstermin, in dem heute nicht mehr alles gelöst wer­den muss. Beratung ist also nicht unwichtiger geworden, aber bequemer. Vielleicht ein guter Anlass für Sie, Ihren nächsten Bera­tungstermin zu vereinbaren.

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